Nach dem Massenmord in Graz braucht es mehr als nur Kosmetik im Waffengesetz

23. Juni 2025

Der Massenmord an einer Schule in Graz, bei dem zehn Menschen erschossen wurden, hat unser Land tief erschüttert. Besonders erschreckend ist: Der Täter war beim Bundesheer wegen psychischer Instabilität als untauglich eingestuft worden – und konnte später trotzdem legal mehrere Schusswaffen erwerben. Mit genau diesen Waffen verübte er seine grausame Tat.

Dieser Fall ist nicht nur eine Tragödie. Er ist ein Alarmsignal. Ein unüberhörbarer Beweis dafür, dass unser Waffenrecht gefährlich löchrig ist – und Menschenleben kostet.


„Soll es verboten werden, dass Private Schusswaffen kaufen?“ – laut einer aktuellen Umfrage sind 74 % der österreichischen Bevölkerung „sehr dafür“ oder „eher dafür“. Trotzdem liefert die Bundesregierung nach dem furchtbaren Massenmord in Graz nur kosmetische Anpassungen. Ein Kniefall vor der Waffenlobby.




Maßnahmen der Regierung greifen zu kurz

Das von ÖVP, SPÖ und NEOS präsentierte Maßnahmenpaket enthält zwar sinnvolle Ansätze – etwa:

  • die Ausdehnung der „Abkühlphase“ beim Gewehrkauf auf vier Wochen,
  • ein Waffenverbot bei Untauglichkeit im Bundesheer,
  • vorläufige und bei Verurteilung dauerhafte Waffenverbote bei häuslicher Gewalt,
  • Nachbesserungen bei der psychologischen Verlässlichkeitsprüfung.


Aber diese Schritte greifen viel zu kurz – und lassen zentrale Lücken offen.


  • Beispiel 1: Jäger:innen sollen offenbar weiterhin von psychologischen Überprüfungen ausgenommen sein – obwohl sie rund ein Drittel aller Waffenbesitzer:innen in Österreich ausmachen.
  • Beispiel 2: Die neue „altersabhängige Waffenkarte“ für unter 25-Jährige öffnet Tür und Tor für neue Schlupflöcher.
  • Beispiel 3: Die achtjährige Befristung für Waffenbesitzkarten soll offenbar nur für neu ausgestellte Karten gelten – das betrifft also weder die 500.000 bereits genehmigten Kat.-B-Waffen noch die rund eine Million Schusswaffen der Kategorie C, die schon im Umlauf sind.


Das ist mutlos. Und es ist verantwortungslos.


Waffenverbot für Gefährder seit 2021

Ich kämpfe seit Jahren für strengere Waffengesetze. 2021 konnte ich als Frauensprecherin der Grünen einen ersten Schritt durchsetzen: Auf meine Initiative hin wurde ein verpflichtendes Waffenverbot für sogenannte Gefährder eingeführt. Als Gefährder gelten in der Regel Männer, gegen die ein polizeiliches Betretungs- und Annäherungsverbot wegen häuslicher Gewalt, gefährlicher Drohung oder Stalking verhängt wurde. Zuvor war ein Waffenverbot in solchen Fällen nur eine Kann-Bestimmung, seither ist es verpflichtend. Das war ein wichtiger Schritt, um das Risiko für Frauen und Kinder zu senken. Aber es war bei weitem nicht ausreichend.


Der Frauenmord von Maria Alm im Mai 2025 zeigt das erschütternd deutlich: Eine Frau zeigte ihren Ex-Partner wegen gefährlicher Drohung an, ein polizeiliches Betretungsverbot war in Ausarbeitung. Trotzdem konnte er sich legal eine Waffe beschaffen – mit der er sie wenig später auf einem Parkplatz erschoss.


Strengere Waffengesetze retten Leben

In Österreich sind rund 1,5 Millionen Schusswaffen legal im Umlauf. Und die Zahl der mit Schusswaffen verübten Femizide steigt. Studien und internationale Vergleiche zeigen: Strengere Waffengesetze retten Leben. Trotzdem blockiert die Waffenlobby. Und die Bundesregierung duckt sich weg – obwohl die große Mehrheit der Bevölkerung längst weiter ist.


Wir Grüne haben letzte Woche deshalb im Parlament einen Antrag eingebracht, der genau das fordert: Ein generelles Verbot des privaten Waffenbesitzes soll rechtlich geprüft werden – begleitet von Maßnahmen gegen illegalen Besitz, etwa durch Amnestieprogramme wie sie Australien nach einem Massenmord erfolgreich umgesetzt hat.


Die Waffenlobby spricht von „Anlassgesetzgebung“. Ich frage: Wie viele Anlässe braucht es noch? Wie viele Tote sind genug?

Es gibt kein Grundrecht auf den Besitz eines Tötungsinstruments.


Mut zu Reformen

Die Frage ist nicht, wie wir privaten Waffenbesitz besser organisieren. Die Frage ist, warum wir ihn überhaupt als normal akzeptiert haben.

Wenn wir verhindern wollen, dass noch mehr Menschen durch legale Waffen sterben – an Schulen wie in Graz, auf Parkplätzen wie in Maria Alm – dann braucht es jetzt Mut. Nicht kosmetische Reformen. Nicht später. Sondern jetzt.


Deshalb unterstütze ich die Petition von aufstehn.at für ein Waffenverbot im Privatbereich.
👉 Über 93.000 Menschen haben schon unterschrieben.

Gemeinsam können wir politischen Druck aufbauen – für echten Schutz. Für echte Sicherheit.


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